Sonntag, 24. Februar 2013

Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo

Hallo und Herzlich Willkommen zurück,

vorgestern habe ich einen Arthausfilm geschaut, der 1981 gedreht wurde und die Zuschauer tief schockiert hat. Dies liegt daran, dass das Sozialdrama auf einer wahren Geschichte beruht. Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo ist die Geschichte von eben dieser Christiane, die schon mit 14 Jahren der Heroinsucht verfiel und zum finanzieren dieser Sucht auf dem Strich anschaffen ging.
http://images.buch.de/img-adb/71/02/18077102-00-00.jpgProduziert wurde dieser Film von Bernd Eichinger. Das Werk basiert auf der Arbeit zweier Stern Reporter, die Christiane F. auf Schritt und Tritt verfolgt haben um ihr Leben zu dokumentieren. Daraus resultieren zum einen einige Audiodateien mit Interviews und zum anderen ein sehr bekanntest und erfolgreiches Buch, was hiermit verfilmt wurde. Regie führte Uli Edel und die Hauptdarstellerin, welche Christiane F. verkörpert, ist Nadja Brunckhorst. Freigegeben wurde dieser Film ab 16 Jahren.
Christiane F. ist ein 13 jähriges Mädchen, dass aus schwierigen Verhältnissen kommt und in einem Problembezirk von Berlin aufwächst. Ihr Vater ist schon seit langer Zeit abgehauen und sie lebt zusammen mit ihrer Schwester bei ihrer Mutter. Da es die Schwester dort nicht mehr aushält, packt sie ihre Sachen und zieht zum leiblichen Vater. Dies ist das erste einschneidende Erlebnis von Christiane und hat sie sehr unglücklich gemacht. Im Film wird ihre Mutter keineswegs irgendwie als schlechte oder überforderte Person dargestellt. Ganz im Gegenteil. Nachdem sich Christiane beispielsweise unbedingt selbst ein Tattoo stechen musste ist die Reaktion ihrer Mutter darauf einfach ein "na du musst es ja tragen, nicht ich". Sie ermöglicht es ihrem Kind auch auf das Livekonzert von David Bowie zu gehen, ein Treffpunkt vieler Freunde und eine Hochburg des Drogenkonsums. Von der beliebtesten Klassenkameradin wird Christiane in die hippste Diskothek von Berlin mitgenommen. Ein brandheißer Ort namens "Sound". Zugegebenermaßen spielt dieser Laden tatsächlich absolut lässige Musik, da wäre ich wohl auch gerne mal hingegangen. Naja, schnell wird klar, dass Drogen nehmen hier zur Tagesordnung gehört. Anfänglich weigert sich Christiane noch harte Drogen zu nehmen und sie fängt erst mit den harmlosen... wohl eher Einsteigerdrogen an. Ihren ersten "Trip" verträgt sie auch überhaupt nicht und muss sich direkt übergeben. Peinlich peinlich. Ihr erstes Mal im "Sound" ist allgemein nicht so toll gelaufen, bis auf Detlef. Detlef, der immerhin schon 14 ist, fängt mit Christiane ein Gespräch an und schnell findet man heraus, dass auf beiden Seiten ein Interesse besteht. Zu Detlef muss ich an dieser Stelle noch anmerken, dass er immer eine total harte Jeansjacke trägt, muss wohl absolut angesagt gewesen sein zu dieser Zeit. Wie schon oben mit dem Tattoo erwähnt eifert Christiane diesem Detlef ziemlich schnell in allem nach und versucht sich gleich mal an den selben Drogen, die auch er nimmt. So kommt sie dann auch schnell mit Heroin in Berührung. Aber sie ist ja keine von der Sorte, die das nicht unter Kontrolle haben, ist klar, und schnupft die Droge vorerst "nur" durch die Nase. Mit Detlef wird sie schon bald ein Liebespaar und sie verbringen die erste Nacht zusammen. Hier macht er ihr ein hartes Geständnis. Heroin finanziert sich ja nicht von selbst und eine richtige Arbeit hat er nicht. Er wohnt mit einem weiteren Junkie zusammen in einer total verdreckten Wohnung. An das Heroin kommt er nur, weil er am Bahnhof Zoo anschaffen geht. Dort ist Berlins größter Kinderstrich. Er verspricht ihr aber, niemals Sex zu haben sondern seine Freier "nur" mit der Hand oder oral zu befriedigen. So streicht ein wenig Zeit ins Land und auch Christiane fängt nun an Heroin zu spritzen. Mehr und mehr macht sich ihr Körper bei unregelmäßigen Drogenkonsum bemerkbar. Sie und Detlef haben furchtbare Angst vor dem körperlichen Entzug, der ihnen bevor steht, wenn sie keine Drogen nehmen. An ihren 14 Geburtstag bringt sie ein Stück Kuchen am Bahnhof Zoo zu Detlef, um ihm eine Freude zu machen. Hier wird der Entzug das erste Mal so schlimm, dass Christiane nichts übrig bleibt als selbst in ein Auto zu steigen um Geld zu verdienen. Von nun an geht auch sie anschaffen. Detlef ist zwar nicht glücklich über diese ganze Situation, doch auch sie verspricht ihm, nie mit den Kunden zu schlafen. Was macht eigentlich ihre Mutter? Die ist so lange ahnungslos, bis sie ihre Tochter bewusstlos im Badezimmer findet, nachdem diese gedrückt hat. Zusammen mit Detlef verdonnert sie die beiden zu einem kalten Entzug. Äußerst drastische Bilder, die einem erst einmal zeigen, warum sich die Süchtigen so davor fürchten. Doch zusammen schaffen sie es, wenn auch mit Glück. Sie gehen zusammen zu ihren Freunden und berichten von ihrer Glanzleistung. Diese sind so beeindruckt, dass sie auch aufhören wollen, aber erst wenn sie den Rest weggerückt haben. Detlef und Christiane akzeptieren das und, wohl aus Gewohnheit, zieht es sie letztenendes auch am Tag nach dem Entzug wieder zum drücken. Aber natürlich nur einmal, sie dürfen ja einfach nicht abhängig werden, reden sie sich ein. Das klappt so leider nicht. Mit dem Tod zweier Freunde und Detlefs Einzug in das Haus eines Stammfreiers ist Christiane so bedient, dass sie sich mit einem "goldenen Schuss" das Leben nehmen will. Dieser Versuch missglückt aber und sie wird zu ihren Großeltern geschickt, wo sie tatsächlich erst einmal clean bleibt.
Hier endet der Film, das Buch und Christianes Leben gehen aber weiter und aktuell ist es wohl so, dass sie wieder drogensüchtig ist. Was wir in dem Werk sehen, sind natürlich nur Schauspieler, die so tun als seien sie abhängig. Die Kulissen sind auch nur gestellt und trotzdem ist der Film so abschreckend gemacht, dass man ja schon aus Prinzip keine Lust auf Drogen hat. Einer von Christianes Kameraden spritzt sich das Heroin in die Halsschlagader und das Blut kommt nur so rausgeschossen. Als sie sich versucht zum Ende des Films das Leben zu nehmen sieht sie so assozial und verdreckt aus, dass man sich vor Ekel kaum zurückhalten kann. Es ist keiner dieser "lustigen" Drogenfilme, wie beispielsweise "21 Jump Street", als beide Protagonisten eine Droge nehmen und dann alles bunt und lustig wird. Nein, wenn sich Christiane hier Heroin spritzt, dann hält die Kamera einfach  nur auf ihren Körper und zeigt wie sie in sich zusammensackt und high wird. Darüber hinaus ist der Film äußert gelungen inszeniert. Er fängt sehr schön die Zeit von damals ein, wie oben schon erwähnt mit der Musik und den Outfits. Gleich der Beginn des Films ist ein Statemant, weshalb sich so große Wohnbauten, wenngleich sie günstig sind, nicht für Kinder zum aufwachsen eignen. Ich habe in letzter Zeit so meine Schwierigkeiten mit älteren Filmen. Da gibt es den "weißen Hai", der wirklich sehr sehenswert ist auf der einen Seite und auf der anderen Seite ist da "Dirty Harry", der zu seiner Zeit bestimmt spannend und schockieren gewesen war, mich aber nur zum müden lächeln bringen kann. Dieser Film ist von 1981, das merkt man aber kaum und das Alter stört eigentlich überhaupt nicht. Nun, wer auf Action oder Comedy steht greift hier vielleicht falsch, es ist wohl eher eine Art inszenierte Dokumentation, die drastisch auf ein großes gesellschaftliches Problem hinweist aber auch aus filmischer Sicht rund um sehenswert ist.

TomBombadil

1 Kommentar:

  1. Übrigens, die Autobiographie von Christiane F. erscheint im Okt. http://www.siileex.blogspot.ch/2013/09/das-leben-der-christiane-f.html?m=1

    AntwortenLöschen